Zu diesem Projekt fanden sich Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund zusammen und zeigten durch die Kamera, wie ihr Alltag in Deutschland aussieht, beschäftigten sich mit Themen wie Flucht und Krieg, aber auch mit Hoffnung und Glück. Durch die Filmarbeiten vor Ort lernten sie ihre Umgebung kennen und konnten ihren Gefühlen Ausdruck verleihen.
Die Jugendfreizeitstätte (JFS) an der Württemberger Straße wird in diesen Wochen zum Filmstudio: Die Nocase inklusive Filmproduktion dreht ein dreieinhalbminütiges Musikvideo mit geflüchteten Jugendlichen und anderen Teenagern, das ihr Lebensgefühl ausdrücken soll.
Claudia Schmoldt und Friederike Unkenholz, beide von der Nocase Filmproduktion, berichten, dass in der Startphase sechs Jugendliche mitmachen. Drei von ihnen sind Flüchtlinge aus Afghanistan und dem Irak im Alter von 12 bis 17 Jahren. Bebildert werden soll der Rap-Song „Wunderschön“ von Jens Schauer. Ausgangspunkt für das Drehbuch sind Zeichnungen der Jugendlichen zu bestimmten Gefühlen. So steht ein Paar, das sich an den Händen hält und einen gemeinsamen Weg beschreitet, für Liebe. Glück veranschaulicht ein Bild, auf dem man einen Pass bekommt. Schmerz verdeutlichen eine Narbe oder jemand, der auf einer Bank sitzt und sich an den Kopf greift.
„Die Sprachbarrieren zu den gefllüchteten Jugendlichen sind da“, schildert Friederike Unkenholz. „Die drei können erst etwas Deutsch, verstehen kein Englisch.“ Den Begriff Vertrauen habe sie ihnen anhand einer Sich-Fallen-Lassen-Übung erklärt. Mit Erfolg: Die Jugendlichen zeichneten eine Mutter, die sich zu ihrem Kind hinunterbeugt. Für die weitere Verständigung setze sie auch eine Übersetzungshilfe (App) auf dem Smartphone ein. Ein Team aus bis zu sechs Profis unterstütze die Jugendlichen und mache sie mit der Technik vertraut, erläutert Nocase-Gründerin Claudia Schmoldt: „Ganz wichtig ist es, dass die Jugendlichen ihren eigenen Film drehen.“ Dabei setzen sie sich mit ihrer Umwelt und ihrem Alltag auseinander. Die Filmaufnahmen sollen in der Jugendfreizeitstätte selbst, in Brechten, der Nordstadt und auch an anderen Orten, die die jungen Regisseure aussuchen, entstehen. Die Ausrüstung ist ihnen schon vorgestellt worden, und ein Mädchen hat sich schon bereit erklärt, die Kamera zu bedienen. Jetzt gilt es, aus vielen Ideen, Eindrücken und Gefühlen Bilder zur Musik zu produzieren.
„Das Projekt ist eine Bereicherung unseres Angebotes“,freut sich JFS-Leiter Björn Braun über die Präsenz der Filmleute. Noch können weitere Jugendliche von 12 bis 18 Jahren mitmachen. Die Filmproduktion geht bis zum 20. Dezember. Die Premiere ist in der JFS zu sehen.
Professionell betreut werden die Jugendlichen von den Filmemachern Hans Hausmann, Benedikt Schmoldt und Rita Song sowie der Pädagogin Mireille Schauer.
Gefördert wird das Filmprojekt von der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Medien.
Jugendliche benötigen zum Mitmachen eine Einverständniserklärung ihrer Eltern. Formulare liegen in der JFS aus. Diese ist geöffnet: Di-Fr und jeden zweiten Samstag 15-21 Uhr.
Auszug aus der Ruhr-Nachrichten vom 26.10.2016